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Eine Straße soll nach Heinz Brandt benannt werden

Von Andreas Otto - Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Pankow

Den Namen von Heinz Brandt (1909-1986), Kämpfer gegen Atom-Rüstung und Atomkraftwerke, der als Mitinitiator der Republik Freies Wendland gilt, soll eine Straße in Pankow tragen.

Das hat die Bezirksverordnetenversammlung auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen beschlossen. Welche Straße es ist, dazu wird der Bürgermeister dem Bezirksparlament Vorschläge unterbreiten. In Frage kommt eine Umbenennung oder eine erstmalige Namensgebung. Heinz Brandt hat auf dem Gebiet des heutigen Bezirks Pankow in der Grellstraße (bis 1933), der Saarbrücker Straße, der Achtermannstraße und der Neumannstraße gelebt.

Der Kampf gegen die Nutzung der Atomkraft war die letzte Phase im politischen Leben eines Mannes, der für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte, gegen Diktatur und Unterdrückung eingetreten ist.

Als Mitglied der KPD, der sich selbst zu den Versöhnlern rechnete, die für ein Zusammengehen von SPD und KPD eintraten, wurde er 1934 verhaftet und verurteilt. Er hatte die illegale Zeitung „Siemens-Lautsprecher“ zu einem Mitstreiter transportiert. Das Urteil lautete sechs Jahre Zuchthaus, die er in Luckau und Brandenburg verbrachte. Da die Nationalsozialisten ihn auch danach nicht freilassen wollten, folgten die Konzentrationslager Sachsenhausen, Auschwitz und Buchenwald. Heinz Brandt überlebte durch glückliche Umstände die NS-Zeit und wurde SED-Funktionär in Ostberlin. Er hoffte auf Demokratie und Sozialismus, auf freie Wahlen und eine deutsche Wiedervereinigung. Als einer der innerparteilichen Gegenspieler Ulbrichts wurde er nach dem 17. Juni 1953 als Sekretär der Bezirksleitung Berlin abgesetzt, 1954 und 1957 mit Parteistrafen belegt. Weil er die Verhaftung aufgrund seiner Kontakte zum Ostbüro der SPD fürchten musste, floh Heinz Brandt 1958 nach Westberlin. Er ging in die SPD und arbeitete in Frankfurt am Main bei der IG Metall.

Doch die Häscher Ulbrichts vergaßen ihn nicht. Am 16. Juni 1961 wurde Heinz Brandt bei einem Aufenthalt in Westberlin in eine Falle gelockt, betäubt und vom Staatssicherheitsdienst entführt. Das Oberste Gericht der DDR verurteilt Heinz Brandt zu dreizehn Jahren Haft. Nach Brandenburg und Auschwitz schickte nunmehr die SED-Diktatur den aufrechten Demokraten nach Bautzen – in Einzelhaft. Eine breite Solidaritätsbewegung erreichte 1964 seine Freilassung. Walter Ulbricht musste ihn begnadigen und zurück nach Frankfurt am Main ziehen lassen.

Wegen der Atompolitik verließ Heinz Brandt später die SPD und war zeitweise Mitglied der Grünen. Er erhielt 1984 die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück.

Der alte Bezirk Weißensee hat das Leben von Heinz Brandt als Beispiel für den Kampf gegen die Diktatur gewürdigt und 1999 eine Schule nach ihm benannt.

Literatur:

  • Brandt, Heinz, Ein Traum, der nicht entführbar ist, Fischer Taschenbuch, Frankfurt/Main, 1985

  • Fricke, Steinbach, Tuchel (Hg.), Opposition und Widerstand in der DDR, becksche Reihe, 2002

  • Müller-Enbergs, Wielgohs, Hoffmann (Hg.), Wer war wer in der DDR, Links-Verlag Berlin, 2000

 
     
 
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