DDR und Deutschland Heute

USA Reise - Oktober-November 2004


Sitemap

Hermann am Missouri - Deutsche Winzerstadt - Octoberfest

Man nennt es wohl das amerikanische Ruedesheim. Ich kenne Ruedesheim nicht.

Bemuehte deutsche Gemuetlichkeit am Missouri. 15 Meilen von der Interstate High Way – unserer Autobahn – entfernt liegt die “deutsche” Winzerstadt Hermann am herrlichen Missouri.
 

Sie soll ein typisches Staedtchens aus dem 19. Jahrhundertssein, wie die Mehrzahl der kleinen Staedtchen Amerikas, sein. Wetterhaehne auf Kirchen mit deutsche Namen, Backsteinhaeuser – nicht wie die heutigen mit Ziegelemitat bedeckten Holzhaeuser, die es aber auch in Herrmann gibt - schmiedeeiserne Balkone, Glockentuerme, deutsche Namen der Gaststaetten mit deutsch anmutenden Musik vermitteln das Gefuehl, etwas von Deutschland zu erleben. Leider habe ich niemanden getroffen der deutsch sprach – weder in den beiden Gaststaetten noch bei der Weinverkostung im Stone Hill Winery.

 

Die historische kleine Stadt mit ihren 2.700 Einwohnern wird auch "Missouri Rhine Village" (Missouri Rheinkolonie) bezeichnet und wurde von deutschen Siedlern im Jahr 1837 gegruendet.

 

Aus dem Internet:
Die Immigranten traeumten bei ihrer Ankunft von einer Neuen Welt, in der sie ihre Kultur und ihre Traditionen leben und pflegen konnten, und die "German in every particular" sein sollte. Sehr bald stellte sich jedoch heraus, dass sich das Land weder fuer Ackerbau noch Viehzucht eignete. Aus der Not machte man eine Tugend: die umliegenden Berghaenge mit ihren felsigen Boeden erwiesen sich als ideal fuer die Anpflanzung von Weinstoecken. Sehr bald war der Grundstein fuer einen aeusserst erfolgreichen Wirtschaftszweig gelegt: Bereits in den 1880er Jahren produzierten die Weinkellereien in Missouri 76.000 Hektoliter Wein pro Jahr und lagen damit an zweiter Stelle hinter New York.

 

Die Weinindustrie erfuhr mit der Prohibition im Jahre 1919 einen herben Rueckschlag – hinzu gesellten sich aufgrund des Ersten Weltkriegs antideutsche Ressentiments: die „Great Depression“ befiel Hermann bereits Jahrzehnte vor dem eigentlichen landesweiten wirtschaftlichen Niedergang.

 

Mit dem Ende der Prohibition 1934 begann langsam aber stetig der Wiederaufbau der Weinwirtschaft. Hermann blieb unangetastet von den baulichen Modernisierungstendenzen der Nachkriegszeit und unberuehrt in seinem historischen Kern: der Tourismus begann das Staedtchen zu entdecken, neben dem Weinanbau ein weiteres wirtschaftliches Standbein der Region.

 

Heute finden sich fuenf der bekanntesten Weingueter des Staates in Hermann; insgesamt gibt es im Weinanbaugebiet von Missouri mehr als 40 Weinkellereien, deren Erzeugnisse sowohl nationale als auch internationale Anerkennung finden. Eins davon, die Stone Hill Winery Stone Hill Winery haben wir besucht.

 

66 Weine werden dort hergestellt. 20 Prozent der Reben werden eingekauft. 18 Weiss-, Rot- und Schaumweine plus ein Sherry haben wir verkostet. Dafuer pro Person ein Dollar den Damen an Trinkgeld gegeben. Bei soviel Weinen und noch Saeften, die die Kelterei dazu anbietet, kann die Qualitaet nicht uebermaessig ueberzeugen. Getrunken habe ich alle Proben trotzdem gern und schnell, denn die beiden Damen haben eilig eingegossen, um die naechste Gruppe reinlassen zu koennen und Wein zu sparen, denn so schnell wie ich konnten nicht alle trinken. Auch mit solchen langen Autos kamen die Besucher.

 

Eine Flasche Wein kostet zwischen 7,99 und 17,99 USD. Im Laden gab es noch teurere. Ich habe den Eindruck, dass der Wein teuerer als in Deutschland ist und doch noch nicht an den deutschen Wein rankommt.

 

Obgleich das Flussland des Missouri in seinem landschaftlichen Gepraege starke aehnlichkeit mit dem Rheintal aufweist, ist das Klima wesentlich strenger, mit heisseren Sommer- und kaelteren Wintermonaten. Bevorzugte Weinsorten sind der Concors, Chardonel, Seyval und der Catawba. Nach den Weinrebesorten befragt, konnte uns die Fuehrerin durch den Weinkeller nicht antworten, obwohl es Weine Seyval, Chardonel und Concord gab. Vidal, Hermannberger, Steinberg, Blush, Vignoles bestimmt auch Weinsorten sind, denn so hiessen die anderen Weine.

 

Mein Versuch, in Manhatten Wein aus Missouri zu kaufen, scheiterte. Der Weinladen kannte Weine aus dieser Gegend nicht.

 

In Hermann werden zahlreiche Feste gefeiert, die an die deutscher Tradition sich anzuschliessen versuchen: ob Wurstfest im Maerz, Maifest im Mai, Octoberfest (gleich an vier Wochenenden im Oktober!) oder "Kristkindl-Market" am ersten Dezemberwochenende. Wir sind ins Octoberfest im Hermannhof geraten. Deutsch anmutende Musik auf amerikanisch, junge tanzende Amerikaner, schuechtern verschaemte und frech-mutige junge Leute tanzten und tranken. Der Hermannhof erinnerte mich an die Zschoner-Muehle in Dresden, jedoch kleiner, billiger und weniger idyllisch gelegen, dafuer aber eine Winzerei mit Fuehrung.

 

In der kleinen Stadt wurden zwei Gasthaeuser zum Verkauf angeboten, also sitzen die Geldbeutel der Touristen nicht allzu locker.

Den Missouri entlang fuhr auch die Eisenbahn: Wir haben 2 Zuege erlebt. 120  vierachsige Waggons habe ich gezaehlt. Das ist laenger als 1 km und alles auf veralteten Holzschwellen. Wie der Unterbau das aushaelt, bleibt mir ein Raetsel. Vorne zogen zwei Loks und hinten schoben zwei weitere. Trotzdem. Ich werde mich im Internet schlau machen muessen.

Dampfer und einen Hafen haben wir keine gesehen. Dafuer das nebenstehende Denkmal

Beeindrucken auch die alte zweispurige Bruecke ueber den Missouri.

Als Ganzes eine nettes Erlebnis.

In der Gaststaette gab es deutsches Essen.

Galja nahm Bratwurst – schmeckte auch wie Bratwurst. Ich nahm Sauerbraten mit Rotkraut. Schmeckte auch wie Sauerbraten, obwohl es alles duenne Fleischscheiben waren. Boris nahm Schnitzel. Wurde mit Rotkraut serviert und schmeckte wie guter deutscher Schnitzel. Larissa nahm ein Essen, bei dem alle drei Fleischsorten drauf waren.

Ich wollte Pilsner Bier. Kannten sie nicht.

Galja hat sich fuer mich geschaemt, weil ich das nicht wahr haben wollte. Wir erhielten helles Honigbier. Schmeckte wie normales gutes Weissbier. Nun bin ich kein Bier-Feinschmecker. Ich trinke, um den Durst zu loeschen.

Impressum