DDR und Deutschland Heute

USA Reise - Oktober-November 2004


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Russenviertel in Brighton Beach

Als uns Hermann Pichler das Russenviertel in Brooklyn zeigen wollte, wunderte ich mich, von all meinen amerikanischen Russen nie etwas ueber ein solches Viertel gehoert zu haben.

Ich habe mich spaeter erkundigt, warum? "Das sind doch keine Russen. Die geben ein falsches Bild von den Russen ab. Das sind doch alles russische Juden, die angeblich verfolgt, sich nicht in das amerikanische Leben einbringen wollen und auf Sozialhilfe aus sind."

Ich wollte in New York Russland und Moskau amerikanisch erleben. Schon in Hamburg wundere ich mich um die mangelnde Anpassungsbereitschaft am Beispiel der russischen Kaufhallen. Ein gutes Warenangebot, aber schlechte russische Sitten

 - Kassenbons ohne Warenbezeichnung, leere Konfekt-Behaelter, Rausschmeisser am Eingang, auf Bitte nach einem Karton werden stolz kostenlose Plastikbeutel angeboten, Preise stehen zwar im Computer aber nur Deutsch, die nicht deutsch sprechenden Kunden muessen die Kassiererin in Anspruch nehmen, auch die Namensgebung ist eine direkte uebersetzung aus dem Russischen ohne Ruecksicht auf deutsche Empfindungen -

sind der Grund, warum Deutsche meistens nur einmal eine solche Kaufhalle betreten.

Herman Pichler erzaehlte stolz, dass dieses Viertel frueher verwahrlost war und als die Russen es uebernahmen, es sich systematisch zu einem angesehenem Viertel entwickelte. aeusserlich mag er Recht haben, obwohl er auch von Geldwaesche, Mafia und Anderem sprach, nachdem wir wegen den leeren und kundenunfreundlichen Gaststaetten und Geschaeften mehr hinterfragten.

ueber Details moechten ich nicht spekulieren und auch nicht ueber die Gruende darueber, warum Hermann Pichler uns  fast ausschliesslich Judenviertel zeigte, obwohl, mit einer strengen Judin verheiratet, seinen Worten nach, er nicht mehr verheimlicht, dass er kein Jude ist - hat sich das frueher, wie er sagte, nicht getraut.

Vor diesen Sozialwohnungen (rechtes Bild im Hintergrund) sassen die armen Babushkas auf den Baenken, die nicht im Hof, wie in den russischen Staedten, sondern amerikanisch auf der Strasse aufgestellt waren. Ich fuehlte mich nach Russland versetzt.

Wir haben auch in einer solchen flachen mit Plastikvorhaengen ueberzogenen Gaststaette (links) gegessen.

Ich bestellte nach Menue - Plinsen mit rotem Kavia. Gab es nicht, dafuer Weissbrot mit Kavia. Kostete auch nicht zehn Dollar, sondern nur sechs. Ich hatte zweimal Pelmeni bestellt. Wir erhielten nur eine Portion. Fuer uns war es gut so, weil Christine schon nach dem Borshtch satt war.

Der Umsatz schien der Gaststaette egal zu sein. Das stoerte den Gastwirt nicht, er hatte andere Sorgen, als die Gaeste zu bedienen. Er eilte irgendwo hin. Vielleicht war er auch veraergert, dass wir trotz seines Draengens kein Vodka bestellten, auch keinen kleinen Doppelten, anstelle der erwarteten hundert Gramm. Auch das dreckige Klo, nicht nach amerikanischen Standards und auch in Moskau so nur noch selten anzutreffen, hatte wohl fuer den Umsatz keine Bedeutung.

Wir verliessen das Russenviertel mit sehr gemischten Gefuehlen. Fuer mich war es lustig und traurig zugleich. Fuer die anderen das mieseste Erlebnis des Amerika-Aufenthaltes, wenn man den wunderschoenen Strand und die grosszuegige Promenade wegdenkt.

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