V.V. Zasorin - Russland
Die unruhigen Zeiten von 1985 bis 2000 in Russland
Privilegien. Gab es diese tatsächlich?
Erstaunlich: am Ende der „Sowjetzeiten“ meinte die Mehrheit der
Durchschnittsbevölkerung, dass die sogenannte „Nomenklatur“ über
unverdiente
Privilegien verfügt:
Datschen, Autos, Konsumgüter auf Bestellung,
medizinische Sonderversorgung usw., usf.
Die meisten Menschen konnten das nicht anders sehen und konnten auch nicht verstehen, dass die Nomenklatura
bezogen auf deren Machtpoitionen nur
jämmerliche Groschen bezog.
So
hat ein Sekretär des Gebietsleitung der KPdSU (soweit er natürlich
kein Dieb
war) zum Lebensende in der Regel eine Dreizimmerwohnung in Moskau, kostenlose
Medikamente, Betreuung in einem guten Krankenhaus und in einer guten
Poliklinik
und einmal jährlich eine Überweisung in ein Sanatorium erhalten.
Die
Macht eines Sekretärs des Gebietsleitung der KPdSU war in seinem Gebiet größer
als die eines Staatsoberhaupts eines mittelgroßen Landesoder der des
Ministerpräsidenten eines Bundeslandes Deutschlands.
Nur wenige
wissen heute, dass es den obersten Parteibonzen damals “nicht empfohlen” war,
Grundstücke zu kaufen und Datschen auf diesen zu bauen.
Kein Wunder, dass die gewieften Vertreter der Parteinomenklatura die Lage ändern wollten.
Nichtsdestoweniger meinen die meisten Menschen in Russland sogar noch heute, dass die Parteinomenklatura über unverdiente
Privilegien verfügte.
Schaut doch zurück, und
vergleicht die Wohnungen und Datschen, in denen die Nomenklatura in
der
Sowjetzeit wohnten, mit den Häusern, die sie heute bauen.
Es genügt
dafür ein
Besuch der ehemaligen Datscha von Stalin in Kunzewo und ein Vergleich der
dortigen kleinen Holzhäusermit den Cottages aus Stein, die jetzt neben
diesen durch die neue Reichen und Funktionäre gebaut werden.
Die "Privilegien" waren relative
Privilegien. Viele Menschen hatten keine eigene Wohnung und keine Chance,
jemals das zu erreichen, was ein mittlerer Nomenkraturtschik erreichen
konnte.
Die Privilegien bestanden in der Machtausübung , in der Entscheidung über
Menschenschicksale und die Privilegirten waren der Bevölkerung widerwärtig.
Was es in der Sowjetzeit wirklich gab, das
war die Lüge darüber, dass dere sogenannte gesellschaftlichen
Konsumtionsfonds gleichermaßen verteuilt wird, dass an diesem alle
gleichermaßen teilhaben und dass
es keine internen Verteilungssysteme für Priviligierte gibt.
Dazu eine Erläuterung für die heutige Jugend: in der Sowjetzeit wurden die
Waren (Fleischwaren, harte Würste, aber auch Kavia, gute Getränke,
Südfrüchte, Bücher, Kleidung, Schuhe, Kraftfahrzeuge, und vieles andere)
sowie Dienstleistungen (Plätze in den
Sanatorien, Auslandsreisen - jedoch bedingt -, medizinische Versogung,
Zuteilung von Wohnungen, Flug- und Fahrkarten, u.a.) nicht zum Ladenpreis und nicht in den allen zugänglichen Geschäften verkauft,
sondern über interne Verteilungssysteme, die sogenannte interne „Verteiler“, zu einem Preis
angeboten, der weit niedriger war als der, bei dem man die Ware,
falls es diese überhaupt gab, in einem Laden kaufen könnte.
Das Bestehen derartiger Verteilungssysteme wurde aber offiziell nicht
zugegeben.
Also, die aktiv-gewieftesten
Vertreter der Verwaltungselite strebten nach Änderungen.
Aber nach Veränderungen strebte auch ein großer Teil der Intelligenz,
insbesondere der schöpferischen.
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Rolf Schälike.
Dieses
Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 30.11.03.
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