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V.V. Zasorin - Russland

Die unruhigen Zeiten von 1985 bis 2000 in Russland

Warum begannen die Reformen “von oben”?

Schon der hervorragende Historiker, Nathan Eidelmann, schrieb seinerzeit, dass in dem zaristischem Russland alle Reformen von oben begannen.

Vor 10-15 Jahren, Ender der 80er, Anfang der 90er Jahre herrschte die Meinung vor, dass die Reformen von Michail Gorbatschow ebenfalls „Reformen von oben“ waren.

Heute weiss das in Russland niemnad mehr. Leider.

Diese Tatsache erklärt auch viele Ereignisse unser „unruhigen Zeit“.

Versuchen wir, uns auf dieses feld zu begeben.

Warum begannen die Reformen von Michail Gorbatschows „von oben“?

Dafür gibt es zwei mögliche Antworten.

Die erste Antwort – die Reformen begannen “von oben”, weil die regierende Elite den Dampf der Unzufrieden von unten „ablassen“ wollte.

Die andere Antweort wäre  – die Reformen begannen “von oben”, weil die regierende Elite selber an der Änderung der bestehenden Ordnung interessiert war.

Wer die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts noch in Erinnerung hat, wird die erste Antwort eher verneinen.

In dieser Sowjetzeit, Anfang der 80er Jahre brodelte es im Volk nicht so stark, wie dies aus den „Erinnerungen“ bestimmter Autoren zu scheinen mag. Die Menschen wagten nicht mal zu mucksen. Vielmehr: die Mehrheit unterstützte die Idee einer „starken Hand“ fast wie heute noch.

Die Leute im Alter des Jahrgangs 1965 und die noch älteren erinnern sichnoch gut an das “Festziehen der Schrauben” zu zeiten des Generalsekretärs des ZK der KPdSU Andropow und dass diese Maßnahmen von der Bevölkerung begrüßt wurden.

Ein bezeichnendes Beispiel und kein Witz, sondern eine wahre Geschichte!:
zu Andropows Zeiten 1983-84 hat die Moskauer Miliz zur Unterstützung des Kampfes um die Arbeitsdisziplin am Tage die Käufer des zentralen GUM-Kaufhaus kontrolliert und auf die Dienstreisebescheinigungen den Stempel „Nicht zur Zahlung zulassen“ gesetzt.
Die Dienstreisenden sollten sich während der Arbeitszeit nicht in den Geschäften befinden.
Die Miliz und die Parteiaktivisten führten Kontrollen in den Filmtheatern durch, und all  diejenigen, die deren Meinung nach sich nicht im Kinoi sondern am Arbeitsplatz hätten befinden müssen, mussten sich dann vor ihren Parteileitungen rechtfertigen.
Von den Dissidenten war so gut wie hat nichts bekannt. Später ist fast niemand von den Dissidenten zur  Macht gelangt und wollte diese auch nicht, und das sogar nach Änderung der Gesellschaftsordnung und dem UdSSR-Zerfall.

Uns verbleibt also nur die zweite Antwort – die regierende Elite war selber an der Änderung der bestehenden Ordnung interessiert.

Dafür gab einen sehr einfachen gewichtigen Grund: die meisten Vorgesetzten in Russland erhielten eine an ihrer Macht gemessen unvergleichbar geringe Menge an materiellen Gütern.
Dieser Schluss kann vielen Menschen seltsam erscheinen, aber die Begründung ist eine sehr einfache:
Erstens, ist es bekannt, dass sich die aktiv-gewieftesten Menschen immer einen Platz näher zur Sonne suchen und vom Kuchen das großere Stück abbekommen möchten.
In der UdSSR waren solche Stellen - in der Reihenfolge der Entfernung zur Sonne und Abnahme der Kuchengröße - die Mitarbeiter der Parteiorgane, die Akademiker, die Beamten in den Machtorganen der Sowjetunion, die leitenden Komsomolarbeiter und Gewerkschafter.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Stelle eines Fabrikdirektors nicht nahe genug zur Sonne war, und das deswegen der Direktorencorps in seinem „Flinkheitsgrad“ nicht der Elite gleichkam, die sich an den anderen Stellen ansammelte.
So überschritt das Gehalt des Direktors einer kleineren Fabrik nur selten 300 RUR. Ebensoviel und sogar mehr erhielt ein Laborleiter an einem Institut bei der Akademie der Wissenschaften.
Die Verantwortung für die Arbeitsergebnisse sowie die tägliche Belastung waren dabei die des Betriebleiters unvergleichbar höher.
Aber schon nach den Reformen von Chruschtschow ist der eiserne Vorhang transparenter geworden und die flinksten sowjetischen Leitungskader haben den neidenden Blick auf den Westen geworfen, wo die Leiter mit dem gleich großen Verantwortungsgrad unvergleichlich mehr an materiellen Gütern erhalten haben.

Hierzu ist folgendes zu sagen: Die Besonderheit Russlands besteht darin, dass mehrere Dinge, die für den Menschen aus dem Westen Europas offensichtlich sind, in Russland ganz falsch verstanden werden. Dies bezieht sich insbesondere auf die sogenannten „Privilegien“.

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Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 30.11.03.
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