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V.V. Zasorin - Russland

Die unruhigen Zeiten von 1985 bis 2000 in Russland

Die zwischenregionalen Gruppen und die „rote Direktoren“

Die aktiv-gewieftesten Menschen versammeln sich immer, wie schon gesagt, in Sonnennähe.

In der UdSSR gab es solche sonnigen Stellen. In der Reihenfolge der Abnahme der Sonnenwärme und der Kuchengröße strebten die gewieftesten zur Arbeit als Mitarbeiter von Parteiorganen, als Akademiker, als Beamte in den Machtorganen des sowjetischen Staates und als leitende Komsomolarbeiter und Gewerkschafter.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Stelle eines Fabrikdirektors nicht nahe genug zur Sonne gelegen war, und das deswegen der Direktorencorps in seinem Gewieftheit nicht der Elite nahekam, die sich an den anderen Stellen ansammelte.
So überschritt das Gehalt des Direktors einer kleineren Fabrik nur selten 300 RUR. Ebensoviel und sogar mehr erhielt ein Laborleiter an einem Institut bei der Akademie der Wissenschaften.
Die Verantwortung für die Arbeitsergebnisse sowie die tägliche Belastung waren dabei die eines Betriebleiters unvergleichbar höher.

Aber schon nach den Reformen von Chruschtschow ist der eiserne Vorhang transparenter geworden und die geweiftesten sowjetischen Leitungskader haben den neidischen Blick gen Westen geworfen, wo die Leiter mit einem gleich großen Verantwortungsgrad unvergleichbar mehr an materiellen Gütern erhielten.

Die gesamte gewiefte Elite war an einer Veränderung der bestehenden Ordnung interessiert.

Die Direktoren und die Parteifunktionäre – weil deren Macht unvergleichlich größer war als deren Gehälter.
Die wissenschaftliche Verwaltungselite und die schöpferisch tätige Elite –  weil sie die “sowjetische Konsumspitze” erreicht hatten, aber von den Parteistruktur abhängig blieben.
Der größte Teil der Bevölkerung war jedoch der Meinung, dass die Parteinomenklatura nicht zu wenig erhält, sondern im Fett schwimmt und träumte auch davon, dass jemand einmal alles umverteilen wird.

Als es jedoch um die Reformen ging, stellte sich heraus, dass ein Teil der Elite das Eigentum nur verwaltet, ohne es zu besitzen. Dazu gehörten die Firmen-Direktoren und die leitenden Mitarbeiter in den Ministerien. Ein anderer Teil - vorwiegend die wissenschaftlichen Kader und zum Teil die Parteikader – hatten überhaupt kein Eigentum zu verwalten.

Gerade nach diesem Merkmalen erfolgte zu Gorbatschows Zeiten die Teilung im Obersten Rats der UdSSR, auf die überregionalen Gruppen und die sogenannten „roten Direktoren“

Die. „roten Direktoren“, die das Eigentum faktisch schon verwalteten, unterstützten die Änderung der bestehenden Ordnung, waren dabei jedoch an der Umverteilung des Eigentum weniger interessiert.
Die Überrregionalisten, die sich an der Verwaltung des Eigentums nicht beteiligten, strebten nach einer Umverteilung.

Den Lesern, die damals nicht dabei waren, möchte wir erläutern, dass die wirkliche Wirtschaftsrevolution in der UdSSR nicht durch die  „Reformen“ von Gajdar erfolgte, sondern schon einige Jahre früher, in der Zeit, als das Amt des Generalsekretärs des ZK der KPdSU noch M. Gorbatschow innehatte und der Ministerpräsident  N. Ryshkow war.

Das wirklich revolutionäre Recht, das Eigentumsrecht an den Produktionsmittel und die Verfügungsgewalt über diese, hat das Kooperationsgesetz eingeräumt.
Der Mangel dieses Gesetzes bestand jedoch darin, dass das die Parallelkräfte, der staatlich regulierte und der private nicht regulierte Produktionssektor zu solchen Bedingungen führten, unter denen das schnellste Verfahren reich zu werden, nicht in der  Veränderung und Weiterentwicklung der Produktion , sondern in der Umwandlung der Ressourcen aus dem staatlichen Sektor in den privaten bestand. Am einfachsten funktionierte das über die Börsen und Banken.
Aber das Recht eines jedes Bürgers auf ein eigenes Business wurde bereits mit der Verabschiedung des Kooperationsgesetzes eingeräumt.

Anmerkung von Rolf Schälike : Die Rolle von N. Ryshkow, dieses "heulenden ewigen Kommunisten" sollte nicht überbewertet werden. Es herrscht die Volksmeinung, dass diese "Sch. .. niemans untergeht".
Das Kooperationsgesetzt erlaubte wirklich vielen, sich eigenen Geschäften zu widmen, und viele  verdienten damit "gutes" Geld.
Das Land als Ganzes rollte aber weiter einer Katasptrophe entgegen. Im Einzelnen dazu in den weiteren Kapiteln.

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Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 30.11.03.
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