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Geschaeftsideen

Vorlesung eines angesehenen Hamburger Rechtsanwaltes
am 6. Tag des Offenen Wortes - Fachhochschule ....

von Rolf Schaelike - 12.04.2006

 

Wir danken fuer die Vorlage,
welche lediglich zum Vortrag umgearbeitet wurde.

Meine Damen und Herren,

Sie alle moechten als Jurist Karriere machen.

Zum Richter, Notar, Pressesprecher, Kanzler, Partei-Generalsekretaer, Aufsichtsrat-Vorsitzenden grosser Monopolgesellschaften werden es nicht alle bringen.

Konzentrieren Sie sich auf die kleinen und mittleren Unternehmen, diese haben sogar den real existierenden Sozialismus in der DDR und der Volksrepublik China ueberlebt.

Da waere doch gelacht, wenn in unserem Deutschland Heute damit kein Geld zu verdienen waere.

Suchen Sie Partner und entwickeln Sie kreative Ideen.

Dazu ein Beispiel:

Stoebern Sie im Internet und suchen Sie nach  Webdesigner mit einer Internetagentur selbstaendig zu machen. Hier ist ein Entwurf zu meinem Businessplan. Vielleicht sollte ich natuerlich vorher noch mal etwas lernen.

Ob Head House  mich wohl als Praktikanten nehmen wuerde? Ich wuerde sicherlich nicht meckern wie das undankbare Kunden manchmal tun.

Dann wuerde ich als erstes einmal eine GmbH gruenden. 25.000 Euro Eigenkapital brauche ich dazu zwar, aber das waer es mir wert. Wenn sich da noch ein guter Freund dran beteiligen wollte, der unerkannt bleiben will, zum Beispiel weil er Anwalt ist, und er Angst hat, die die Beteiligung an meiner GmbH wuerde ihm einen schlechten Ruf bescheren, so wuerde ich ihm anbieten, fuer das Halten seiner Beteiligung eine GbR zu gruenden. Wenn auch noch der eine oder andere Chef einer Drueckerkolonne und eines Callcenters sich beteiligen, ist meine Firma gut auf meine zukuenftigen Taetigkeit als Webdesigner vorbereitet.

Wie ich billig an eine eigene Webseite komme, kann ich im Parteibuch nachlesen. Dann brauche ich natuerlich noch Ware, sprich, Baukaesten fuer Homepages. Hier werden mir Templates, die ich zum Beispiel bei kostenlos.de finden kann, gute Dienste leisten. Wenn ich mir die Templates kostenlos besorge, dann ist meine Handelsspanne groesstmoeglich. Besonders stolz bin ich darauf, etwas fuer die Ausbildung junger Menschen zu tun. Deshalb wird mein Betrieb selbstverstaendlich Webdesigner ausbilden. Ausserdem schraubt einem sicher niemand eine Webseite billiger als ein Azubi zusammen. Und natuerlich koennen die Azubis dann auch mal im Telefondienst richtige Unternehmensluft schnuppern.

Nachdem ich nun Firma, Webseite und Ware habe, kann ich loslegen mit dem Vertrieb. Auf meine Webseite schreibe ich Preise fuer meine Leistungen wie aus einem Abenteuerroman. Als erstes brauche ich fuer den Vertrieb Leute, die Kontakte machen. Nur mit Azubis ist die Telefonarbeit sicher kaum zu bewaeltigen, Die gelben Seiten bieten so viele schoene Telefonnummern, da braucht man Profis, die das Cold Calling uebernehmen. Wenn jemand meiner hoffnungsvollen Unternehmensgruendung mit dummdreisten Hinweisen auf das UWG in den Karren fahren will, dann brauche ich sicher einen Anwalt, der den Quatsch abbuegelt. Ob ich mal bei Renke S. von der Kanzlei Albert Meyer nachfrage, ob er bereit waere, mein hoffnungsvolles Start-Up rechtlich zu betreuen?

Gestandenen Profis wie Daniel Reich von der Optimedia aus Duesseldorf oder der Frau Franz, die angeblich nicht von der Bitskin GbR ist, brauche ich sicher nicht lange zu erklaeren, was ich von ihnen will. Mein Vertriebskonzept sieht vor, dass sie die gelben Seiten rauf und runter telefonieren und kleine Selbstaendige anrufen. Denen erklaeren meine Telefonterroristen dann, dass ich in dieser Stadt neu im Geschaeft als Webdesigner waere, und ich ihnen deshalb eine Webseite schenken moechte, die ich dann als Referenz benutzen kann, um andere Kunden zu gewinnen. Damit, dass die Telefonprofis Termine fuer meine Aussendienstmitarbeiter vereinbaren mit Leuten, die glauben, sie wuerden eine Webseite geschenkt bekommen, endet der Job fuer die Telefonterroristen.

Nun kommen meine Druecker, oder besser, selbstaendige Aussendienstmitarbeiter in leistungsabhaengiger Bezahlung zum Zuge. Die muessen vor allem nett und adrett aussehen und sich einige Stunden freundschaftlich bei meinen zukuenftigen Kunden festquatschen. Da kann den Kunden erzaehlt werden, wie toll die eigene Firma ist, und was sie alles kann, da kann man sich mal meine Fantasiepreise aus dem Abenteuerroman auf der Webseite anschauen, um zu zeigen, was ich grossartiges zu verschenken habe.

Nach drei oder vier Stunden holt mein Aussendienstmitarbeiter dann einen blaesslichen mehrseitigen Vordruck aus der Tasche, wo eben kurz meine Daten eingetragen werden. Dieser Zeitpunkt ist kritisch. Nach Moeglichkeit sollen meine Kunden den Vordruck, den sie da unterschreiben natuerlich nicht lesen, aber irgendwie muss eben doch fuer die Reservierung des Domainnamens unterschrieben werden. Wer nun, nach vier Stunden nettem Gequatsche erklaert, er wolle den Vordruck erst mal in Ruhe lesen, dem koennen meine Vertriebsprofis, nett wie sie sind, erklaeren, dass das sie schon etwas beleidigt, wo man doch nun, nach all dem Gequatsche freundschaftlich verbunden sei und riskieren wuerde der Kunde ja durch die Unterschrift sowieso nichts, denn schliesslich habe er ja schon von Gesetzes wegen Tage Widerrufsrecht, die ihm sogar gesetzlich verbrieft seien.

Damit unterschreibt der Kunde dann ein Papier, was er nicht gelesen hat. Und tatsaechlich, fuer die Erstellung der Webseite werde ich keine Geld verlangen. Allerdings werde ich fuer eine fuenf-seitige Internetpraesenzenz eine Einrichtungsgebuehr von 99 Euro netto verlangen, dazu 36 Monate lange jeweils 75 Euro netto und nett wie ich zu mir war, steht in meinem Vordruck drin, dass Gebuehren jeweils jaehrlich im voraus faellig sind.

Die geschenkte Webseite verkaufe ich so also fuer schlappe 2.799 Euro zuzueglich 447,84 Euro Umsatzsteuer. Ich denke, mit dem Verkauf von fuenf-seitigen Webpraesenzen, die ich fuer 3246,84 Euro brutto aus Vorlagen schnell zusammenschraube, koennte ich schon irgendwie ueber die Runden kommen.

Nun koennte es vorkommen, dass es Kunden gibt, die meinen, sie haetten ein Widerrufsrecht. Wie kommen Gewerbetreibende und Freiberufler nur auf die schwachsinnige Idee, sie haetten ein Widerrufsrecht.Sollte einer meiner Kunden von seinem Widerrufsrecht Gebrauch machen, auf das ihn der Vertriebler hingewiesen hat, werde ich dem Kunden erklaeren, dass das jedes Kind weiss, dass Gewerbetreibende und Freiberufler kein Widerrufsrecht fuer Haustuergeschaefte haben. Und ich bin mir sicher, auch die Vertriebler werden alle steif und fest behaupten, niemals auf ein Widerrufsrecht hingewiesen zu haben. Das waere ja auch noch schoener, wenn die ein Widerrufsrecht einraeumen wuerden, dann bekaemen sie von mir natuerlich keine Provision. Ausserdem steht in meinem Vertragsformular ohnehin, dass muendliche Nebenabsprachen keine Gueltigkeit haben.

Ganz widerspenstige Kunden wollen dann immer noch nicht zahlen. Aber denen werde ich zeigen, wo der Hammer haengt. Da werde ich richtig professionelles Inkasso machen. Ob mir die Parfip wohl helfen koennte? Ach nee, die ist ja hauptsaechlich in Frankreich aktiv.

Aber ich bin ja auch selbst ein cleveres Buerschchen. Nicht umsonst habe ich mir ja die clevere Struktur mit der GbR bei den Gesellschaftern ausgedacht, so dass sich auch Juristen an meiner Firma beteiligen koennen, ohne dass jemand davon Kenntnis bekommt. Auf die widerspenstigen Kunden werde ich dann einen Anwalt ansetzen. Der soll dann mein Geld mit einem Urkundenprozess bei den Kunden eintreiben. Das schoene an einem Urkundenprozess ist, dass da nur Urkunden zaehlen, also nur der Vertrag zaehlt. Dann bekomme ich schon mal einen vollstreckungsfaehigen Titel und ein Nachverfahren, wo der Kunde dann viel bloedes Zeugs ueber mich erzaehlen kann, wird sich wohl kaum ein Kunde zumuten. Fehlt mir nur noch ein Anwalt, der sich mit Urkundenprozessen auskennt. Ob ich mal bei der Kanzlei El Gendi und Berger anfragen soll, ob die mir helfen wuerde?

Wenn mich jemand oeffentlich diffamieren wuerde, und mich als unserioes hinstellen wuerde, dann koennte der aber was erleben. Abmahnungen wuerde es hageln, und beim Landgericht Duesseldorf wuerde ich sicher auch einen Richter finden, der eine einstweilige Verfuegung mit einem Streitwert von 100.000 Euro gegen den Stoerer erlaesst. Da muss der Stoerer dann gleich mal 2.800 Euro an Kosten abdruecken. Ha, ha. Na, die werden sich ueberlegen, ob die das nochmal machen. Schliesslich habe ich ja ein Recht darauf, ungestoert meine Geschaefte machen zu koennen.

An Umsatz plane ich so mit etwa drei Millionen Euro im Jahr, schliesslich gibt es genug Doofe, die selbstaendig sind, keine Ahnung vom Internet haben und nicht mal wissen, dass sie als Selbstaendige kein Widerrufsrecht fuer Haustuergeschaefte haben.

Saubere Sache, die Geschaeftsidee, oder? Wenn nun so ein Oberschlauer daherkommt, und erzaehlt, meine Geschaeftsidee waere Betrug oder gar kriminell, fuer den habe ich reichlich Antworten. Wetten, dass ich das zu verhindern weiss? Wer es nicht versteht, der moechte sich ein Zitat von Staatsanwalt Winfried Maier aus Augsburg zu Gemuete fuehren: “Kann denn ein Staatsanwalt, der das Recht des unbescholtenen Buergers auf Nichtentdeckung seiner Straftaten permanent verletzt, hoffen, dass er Karriere macht?”

Nun suche ich noch einen Namen fuer meine Firma. Wie waere es mit Euroweb? Ach nee, Euroweb gibt es ja schon, da muss ich mir wohl was anderes ausdenken. Hat irgendjemand einen besseren Vorschlag?

  1. Fly sprach

    Wie waere es mit Future-Web da deine Kunden ja in eine rosige Zukunft investieren :-)
    Also das Konzept is gut durchdacht. Wenn du es dann schaffst die Preise so weit unten zu halten und auch noch eigene Server besitzt….und das ganze auch noch Bundesweit! Dann wirst du doch bestimmt zu einem sehr guten Mitbewerber……denn die gibt es fuer diese Firma ja nicht!

  2. Ramirez sprach

    Was an einer GbR, dem Nullachtfuffzehnfall des BGB, der automatisch immer dann in Kraft tritt, wenn nichts anderes geregelt ist, so fuerchterlich Raffiniertes sein soll, wird mir nicht ganz klar.

    Und ganz ehrlich: Wer als Selbstaendiger meint, ein Widerrufsrecht zu haben, sollte einen solchen Vertrag als Anlass nehmen, sich nach einem Angestelltenjob umzuschauen.

  3. Marcel Bartels sprach

    @Ramirez
    Eine GbR als Gesellschafter einer GmbH einzutragen ist doch ein netter Trick, wenn ich nicht eintragen will, wer wirklich Gesellschafter an der GmbH ist, oder nicht?

    Wer ich als Selbstaendiger aufquatschen laesst, dass er ein Widerrufsrecht hat, was aber nachher abgestritten wird, ist schlicht Opfer eines Betruges geworden. Wuerde man verlangen, dass ein Selbstaendiger Betrug von vernherein durchschaut, so sollte man vermutlich nur noch Menschen die Selbstaendigkeit erlauben, die gleichzeitig Jurist und Kriminalist sind. Stattdessen schickt die Politik massenhaft Arbeitslose mit einem Wochenendkurs in die Selbstaendigkeit.

    Die Politik hat deshalb in meinen Augen die Pflicht, fuer Schutz vor Betruegereien an der Haustuer zu sorgen, aehnlich wie es bei Privatleuten der Fall ist. In der Regel bedeutet Aufgabe der Selbstaendigkeit nicht, in ein Angestelltenverhaeltnis zurueckzukehren, sondern mit Hartz IV der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen. Das ist nicht wuenschenswert.

    Meier Meinung nach zeugt das ganze bisher vor allem von einem eklatanten Versagen der Justiz, die Wirtschaftskriminalitaet wieder einmal nicht zur Anklage gebracht hat, sondern sich als Geldeintreiber an dem Verbrechen auch noch beteiligt.

  4. Mein Parteibuch » Quiz: Wie heisst der Autor des Pro Euroweb Weblogs mit Vornamen? sprach

    […] Und warum Euroweb wohl noch ganz lange Bloggers Liebling bleiben wird, kann sich vielleicht jeder ausmalen der die Geschaeftsidee einer Internetagentur gelesen hat. Ich vermute, die hohe Aufmerksamkeit in der Blogosphaere wird die Euroweb Internet GmbH nun so lange begleiten, bis die fuer Wirtschaftskriminalitaet zustaendige Staatsanwaltschaft Ermittlungsergebnisse vorweisen kann. […]

  5. Silkester erzaehlt » Widerrufsrecht von Selbstaendigen sprach

    […] Was aber vermutlich bei einem Grossteil der Kunden in Bezug auf die Geschichten rund um die Euroweb GmbH keinen Unterschied machen wird. Ich wollt’s nur angemerkt haben, weil ein paar Besserwisser(Pardon ) Nichtjuristen die Klappe in diesem Beitrag und vor allem in den Kommentaren sehr voll nehmen. […]

  6. Ramirez sprach

    @Marcel

    “Eine GbR als Gesellschafter einer GmbH einzutragen ist doch ein netter Trick, wenn ich nicht eintragen will, wer wirklich Gesellschafter an der GmbH ist, oder nicht?”

    Nein, denn die Bezeichnung der GbR muss die Namen der Gesellschafter enthalten. Eine Limited waere da z.B. viel geschickter.

    “Wuerde man verlangen, dass ein Selbstaendiger Betrug von vernherein durchschaut, so sollte man vermutlich nur noch Menschen die Selbstaendigkeit erlauben, die gleichzeitig Jurist und Kriminalist sind. ”

    Man kann von Selbstaendigen nicht verlangen, Straftatbestaende zu erkennen. Man kann und muss von ihnen aber verlangen, dass sie die Grundregeln des geschaeftlichen Verkehrs einhalten. Als normaler Mensch weiss man, dass man die Wohnungstuer nicht auflassen, im Zimmer keine offenen Feuer entfachen und vor dem ueberqueren einer Strasse nach links und nach rechts schauen sollte.

    Als Selbstaendiger muss man eben wissen, was man mit der eigenen Unterschrift anrichtet. Sollte man als Privatmann eigentlich auch, aber das sieht der Nanny-Gesetzgeber anders.

    “Stattdessen schickt die Politik massenhaft Arbeitslose mit einem Wochenendkurs in die Selbstaendigkeit.”

    Das ist in der Tat eine Fehlentwicklung.

    “In der Regel bedeutet Aufgabe der Selbstaendigkeit nicht, in ein Angestelltenverhaeltnis zurueckzukehren, sondern mit Hartz IV der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen.”

    Dass in Deutschland wegen einer schwachsinnigen Wirtschafts- und Sozialpolitik nicht genug Arbeitsplaetze entstehen, kann kein Grund dafuer sein, Selbstaendigen Verantwortung abzunehmen und alle Rechtsgeschaefte latent schwebend zu gestalten.

  7. Marcel Bartels sprach

    @Ramirez ohne Nachnamen (IP: 84.56.210.20):
    Sag mal, Ramirez, Du verdienst nicht zufaellig Dein Geld damit, andere ueber’s Ohr zu hauen? Du argumentierst naemlich genau wie ein Abzocker. Komm, erzaehl mal, wo Du deinen Schreibtisch stehen hast. In den Kommentaren der Beitraege zur Branchenklick GmbH hatte ich auch immer Menschen, die argumentiert haben, dass, wer Opfer einer Straftat wird, selbst Schuld ist. Nach Deiner Argumentation sind Frauen, die nachts auf die Strasse gehen, auch selbst Schuld, wenn sie Opfer einer Straftat werden.

    Lustig, dass Kriminelle stets Sympatisanthen haben, die anonym bleiben. Manchmal fliegt dann aber doch mal die Identitaet eines Schmierfinken auf, wie hier die Internetaktivisten der CDU Mannheim.

    Wie dringend das noetig ist, dass es die Schutzrechte fuer rechtlich weniger gut informierte Menschen gibt, sieht man ja anhand derjenigen, die hier ohne Gegenleistung um Tausende von Euro abgezockt werden. Weil das mit den Schutzrechten bei Verbrauchern inzwischen ganz gut klappt, konzentrieren sich die Abzocker jetzt auf Kleingewerbetreibende.

    Nun wird es Zeit, auch dagegen etwas zu unternehmen und Betrueger, die mit der Abzocke von Selbstaendigen gross abgreifen wollen, ins Gefaengnis zu bringen.

    Eine GbR muss im Namen mindestens einen der Gesellschafter haben, deshalb koennen andere damit anonym bleiben, die nicht ins Handelsregister eingetragen werden.

  8. Ramirez sprach

    Sag mal, Marcel, ist das dein Stil, Kommentatoren, die eine andere Meinung haben, kriminelle Machenschaften zu unterstellen? Dass ich anonym bleibe, kann ja wohl kein Grund sein, denn wenn die hier anonym Kommentierenden dir nach dem Munde reden, scheinst du damit auch keine Probleme zu haben.

    Nein, die Opfer einer Strafttat sind nicht grundaetzlich selbst Schuld. Trotzdem darf man sich nicht wundern, dass ein paar Hundert-Euro-Scheine ploetzlich weg sind, wenn man sie unbeaufsichtigt auf einem Tisch liegen laesst.

    Ebenso muss man auch als Selbstaendiger wissen, dass Vertraege verbindlich sind und dass man sich bei Entscheidungen, die an den eignen Geldbeutel gehen, nicht auf unueberpuefbare Zusicherungen verlaesst. Wenn man es nicht weiss, lernt man es. Das Leben ist schliesslich kein betreutes Wohnen.

    Kleine Info noch am Rande: Bei der GbR muessen die Namen aller Gesellschafter angegeben werden, nicht nur von einem. Ich wundere mich, dass du mir das ausreden willst, ergaebe das doch einen Anhaltspunkt, gegen die fragliche Firma vorzugehen.

  9. Kunde xyz sprach

    @ramirez,

    ich gebe dir recht, was die Eigenverantwortlichkeit der Kleingewerbetreibenden angeht. Dadurch liegt die Schuld aber noch lange nicht bei ihnen, wenn sie ueber den Tisch gezogen werden. Niemand hat das Recht, einem anderen (finanziellen) Schaden zuzufuegen, selbst wenn er damit hart am Rande, aber eben gerade noch im Rahmen der Gesetzgebung bleibt.

    @Marcel: Ich finde es kontraproduktiv, wenn du kritische Kommentatoren automatisch auf der Seite der “Boesen” verortest. Es handelt sich jedoch m.E. exakt um die Einstellung “schoen bloed, selber schuld”, die Julio Lambing so treffend [http://axonas.twoday.net/stories/1734195/ hier] beschrieben hat.

  10. Apfel+Z | Rueckschritt nach Vorne » Justizias Kontaktlinse sprach

    […] Die Stellen bei Gasprom sind schon besetzt, aber bei EUROWEB sind bestimmt noch Stellen frei. Wenn nicht, kann er sich bestimmt mit dieser Methode selbststaendig machen. Das Zitat ist uebrigens von dem Augsburger Staatsanwalt Meier. Ich bin mir sicher, von dem hoeren wir noch viel. […]

  11. Mein Parteibuch » Rudelbildung in Duesseldorf sprach

    […] In Duesseldorf wurde heute der Antrag der Euroweb Internet GmbH gegen den Holznagel verhandelt und findet ein Urkundenprozess einer Internetagentur gegen einen Kunden wider Willen statt. […]

  12. Mein Parteibuch » Euroweb Entscheidung im Heise Ticker sprach

    […] Hoffentlich hat das Signalwirkung fuer die noch ausstehenden Prozesse, wo die Euroweb ihre zahlungsunwilligen Kunden abkassieren will. Euroweb hat eine Preisliste aus dem Reich der Maerchen auf der Webseite stehen, nimmt aber Kunden im Urkundenprozess auf die Zahlung ganz anders berechneter Entgelte in Anspruch. Gespannt bin ich, ob sich demnaechst mal ein Staatsanwalt fuer die Geschaeftsidee: Internetagentur interessiert. […]

  13. Mexdos sprach

    Erhlich gesagt. Die meisten Seiten die unter Euroweb gehostet sind koennte jeder Leihe selbst mit einem HTML-Editor zusammenstellen.

    Die Euro-Web Preise sind unveschaemt.

  14. Mein Parteibuch » Nachlese zum Gerichtstag Euroweb ./. Holznagel am 5.4.06 in Duesseldorf sprach

    […] Bei sympathischen Unternehmen haben auch die Arbeitsplaetze eine Zukunft. Meine Geschaeftsidee Internetagentur passt nicht zu einer sympathischen Firma. [Trackback URI]    [Permalink] […]

  15. Udo sprach

    Das kommt davon, wenn sich die Kleingewerbetreibenden von geschniegelten Schlipstraegern aus der Grossstadt blenden lassen. Gibt es denn am Ort keine Designer oder Dienstleister? Und auch beim Fachmann aus der Nachbarschaft sollte man sich klar sein, dass der Preise nehmen muss, von denen er sein Geschaeft und seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Es gibt in letzter Zeit vermehrt Ich-AG-Billigheimer, die nicht kalkulieren koennen, den Unterschied zwischen Stundenlohn und Stundensatz nicht kennen. Die machen Dumping-Preise und sind nach ein paar Monaten mit Riesenverlusten gescheitert. Auch wenn ich etwas als Unternehmer selbst mache, muss ich es doch so kalkulieren, als ob ich einen Angestellten einsetzen wuerde. Also muss ich das zum Vergleich herangezogene Facharbeitergehalt einschliesslich Weihnachts- und Urlaubsgeld, Sozialversicherungen (beide Anteile), Betriebsmittel und den verschiedensten Abgaben in etwa 180 bis 200 Tagen erwirtschaften. Unterhalb eines Stundensatzes von 50 EUR spielt sich da serioes nicht viel ab. Wer den Billigheimer zum Massstab seiner Argumentation macht, muss den Massstab auch beim eigenen Erwerb anlegen und sich gleich mal den eigenen Stundenlohn ausrechnen. Geiz ist geil? Nein, das ist ein Bumerang!

  16. Udo sprach

    Damit kein Missverstaendnis aufkommt: Ich will hier nicht Euroweb in Schutz nehmen, ueber die habe ich mich selbst geaergert (nicht als Kunde). Ich bin nur Betroffener der ins Kraut schiessenden Kleinpreis-Diskussionen. Ein Preis sollte angemessen sein und den Leistungserbringer in Anstand ernaehren!

  17. Marcel Bartels sprach

    @Udo
    Es geht hier nicht nur um ein krasses Missverhaeltnis zwischen Preis und Leistung und auch nicht um Euroweb, sondern ein bestimmtes Geschaeftsgebahren als Geschaeftsidee. Es geht hier um die Geschaeftsidee, Kunden in Cold Calls eine kostenlose Leistung zu versprechen, im Vertreter-Gespraech dann ein gesetzliches Ruecktrittsrecht vorzutaeuschen und letztlich in Urkundenprozessen auf die Einhaltung des Vertrages zu klagen.

 

rgendwoher besorge ich mir urheberrechtlich geschuetztes Material, moeglichst was, was schnell geht, wie ein paar Schnappschuesse von Promis, Free Wallpapers oder so. Dann lasse ich mir das Material von irgendjemand klauen, der es als “vermutlich Public Domain” im Internet ausstellt.

Nachdem dann hoffentlich viele Leute meine Sachen fuer ihre Webseiten im Internet verwendet haben, die hoffentlich auch naiv genug waren, ihrer Pflicht zur Anbieterkennziechnung nachzukommen, dann kommt meine grosse Stunde, wo ich mir zusammen mit einem Kumpel, der Jura studiert hat, eine goldene Nase verdiene. Wir durchkaemmen das Internet nach allen, die mein urheberrechtlich geschuetztes Material im guten Glauben verwendet haben.

Ein Serienbrief, den wir mit aus dem Internet zusammengeklaubten Textbausteinen erstellen, bringt locker 1000 Flocken pro Abmahnung und ausserdem fordern wir noch kraeftig Lizenzgebuehren. Dann muessen wir nur noch einen Richter finden, der zwar moeglicherweise keine Ahnung vom Internet hat, uns aber trotzdem 50% der urspruenglich gefordeten Lizenzkosten zuspricht. Kleinvieh macht auch Mist, und wenn wir von jedem Kunden 6000 Euro kassieren, sind wir bald Millionaere. Soviel bekommt ein Fotograf sonst nicht mal fuer ein Titelbild.

Wenn wir das alles gemacht haben, dann steht dem Aufbau einer florierenden Firma nichts mehr im Wege. Nun suche ich noch Partner fuer mein Geschaeft. Als Rechtsbeistand denke ich an die Hamburger Kanzlei Poetzl und Kirberg, als Contentlieferanten liebaeugle ich mit der Bulls Pressedient GmbH oder einem Muenchner Fotografen.

Nicht schlecht, die Idee, oder?

13 Kommentare zum Beitrag “Geschaeftsidee: 6000 Euro fuer ein paar Bildchen”

  1. harun sprach

    mag sein das die idee was bringt, aber finde es unmoralisch und unehrenhaft!

  2. Marcel Bartels sprach

    Harun, ich stimme Dir zu. Mir als Sozialdemokrat dreht sich dabei der Magen um.

  3. Kurt sprach

    Wer plaudert denn da schon wieder aus dem Naehkaestchen?

    Der HR hat uebrigens nichts gesendet . . . vermutlich unterliegt der immer noch dem Maulkorb-Erlass.

  4. KS sprach

    Hallo Marcel,
    Deine Geschaeftsidee ist nicht wirklich neu. So etwas wurde mit Stadtplaenen in der Vergangenheit immer mal wieder veranstaltet. Wenn Anfahrtsskizzen auf der Homepage veroeffentlicht wurden, wurde abgemahnt.

    Das Rechtsberatungsgesetz muss abgeschafft werden, damit private Buerger, die eine Webpraesenz betreiben, sich untereinander kostenlosen Rechtsrat geben koennen. Man kann gegen solche Abmahnungen Vorbereitungen treffen, indem man beispielsweise im Haftungsausschluss darauf hinweist, dass Ansprueche aus Geschaeftsfuehrung ohne Auftrag ausgeschlossen sein sollen. Nun darf man aber als juristisch vorgebildeter Buerger anderen Buergern nicht altruistisch helfen, denn das waere ja verbotene Rechtsberatung. So kommt es, dass viele Buerger aus Dummheit in die Falle laufen. Der Gesetzgeber moechte seine Buerger dumm halten, sonst haette er das Rechtsberatungsgesetz schon laengst abgeschafft.

  5. Marcel Bartels sprach

    @KS
    Schau mal auf meine Hinweise fuer Rechtsverdreher. ;-)

  6. +++++ sprach

    +++

  7. Mein Parteibuch » Fehlurteil im Freewallpapers Prozess fuer heute erwartet sprach

    […] Sollte der Jugendliche zur Zahlung verurteilt werden, so haette meine Geschaeftsidee, wie ich ein paar Bildchen fuer 6000 Euro verkaufen kann, aufgrund des richtungsweisenden Urteils beste Erfolgschancen. Das ist nicht mein Deutschland. […]

  8. hundeblick sprach

    Du als Sozialdemokrat hast mit der Vedrehung von Tatsachen natuerlich kein Problem: In diesem Fall klagen die tatsaechlichen Rechteinhaber, nicht die Betreiber der Free Wallpaper Site.

    Deine Geschaeftsidee muesste also lauten:
    Ich mache Fotos, und wer sie benutzt muss dafuer bezahlen.

    Die Geschaeftsidee gibt es aber schon, das nennt sich Fotograf.

  9. Marcel Bartels sprach

    @hundeblick
    Immer, wenn Dir die Argumente ausgehen, versuchst Du es mit Sozi-Bashing. Wieso sollte ich “als Sozialdemokrat mit der Verdrehung von Tatsachen natuerlich kein Problem” haben?

    Lustiges Geschaeftsmodell, was Du da Fotografen unterstellst. Pass auf, dass Du deswegen nicht verklagt wirst. Ich habe nie behauptet, dass die Downloadseite geklagt haette. Im Gegenteil, die ist inzwischen aus dem Netz verschwunden und hat ihre Spuren beseitigt.

    Sieht es das Geschaeftsmodell des Fotografen vor, Bilder als “frei” durch einen Dritten veroeffentlichen zu lassen, damit sie von Webmastern genutzt werden.

    Solche Preise waeren nie fuer so Fotos zu bekommen, und schon gar nicht von einem 17-jaehrigen Jungen mit einer allenfalls semiprofessionellen Webseite, wenn sie die Bilder auf regulaerem Weg verkauft haetten. Genau darin liegt der strafrechtlich relevante Aspekt des Geschaeftsmodelles.

    Und die Justiz treibt die Beute ein.

  10. hundeblick sprach

    Ich finde vieles, was Du hier vertrittst (und wie Du es tust) symptomatisch fuer die deutschen Sozis: Die grossen sind immer die boesen, Eigentum ist unwichtig, eigenverantwortliches Handeln ist out,…

    Zitat: “Solche Preise waeren nie fuer so Fotos zu bekommen,”

    Unsinn.

    Der Junge kann nur froh sein, dass es hier nur um Bildrechte ging. Persoenlichkeitsrechte waeren noch etwas teurer gewesen.

    Werbung mit Christina Aguilera kann uebrigens 150 Mio Dollar kosten ;)

  11. Marcel Bartels sprach

    @hundeblick
    Deine Unterstellungen sind nichts weiter als Quatsch mit Sosse. Und immer, wenn Dir die Argumente ausgehen, versuchst Du mich als Sozi hinzustellen, der sowieso kein Eigentum respektiert.

    Naja, Du weiss sicher sehr gut, warum Du hier nur anonym kommentierst. Hier geht es aber nicht um Eigentum, sondern um Wirtschaftskriminalitaet und Rechtsmissbrauch.

    So viel Geld haetten die Rechteinhaber nie fuer ihre Bilder bekommen, wenn sie sie ehrlich verkauft haetten.

  12. hundeblick sprach

    Geistiges Eigentim ist Eigentum im Sinne des BGB, das hab ich Dir schon mal erklaert.

    Und nochmal die Anonymkeule. Gaehn.

    Und was glaubste, wovon Fotografen und Bildagenturen leben… ein Freund von mir bekommt 5.000 Tagesgage (ohne Kosten) fuer’s Promi-Fotografieren.

  13. Rolf Schaelike sprach

    Mein Eindruck (Meinung, keine Tatsachenbehauptung):
    Diese Geschaeftsidee scheint auch bei der Pressekammer Hamburg zu klappen mit den so genannten fiktiven Lizenzgebuehren.
    Lafontaine, Gottschalk, van Almsick u.a. haben damit Erfolg.
    Argumente der Betroffenen, dass die Preise auf dem Markt so nicht erreicht worden waeren, gelten nicht.
    Auch Bild-Agenturen setzen ihre Preise, anstelle sich auf dem Markt zu tummeln, ueber die Pressekammer fest.
    Diesen Weg haben sowohl Abgaenger als auch Markt-Neulinge entdeckt.
    Erinnert mich an die missglueckte Planwirtschaft, die ja auch den Markt ueberlisten wollte, aber in einer Sackgasse landete.

as kann verdammt schnell gehen, und ist fuer Anwaelte ein wahres Paradies zum Geld scheffeln.

Stellt euch nur mal vor: jemand meldet sich im Forum an, schreibt evtl. sogar ein paar harmlose Kommentare. Irgendwann, z.B. nachts um drei, setzt er hier ein abmahnfaehiges Posting rein. Morgens um neun hat Makkus schon die Abmahnung im Briefkasten, weil der Poster ein Agent provocateur war, und mit dem Abmahner unter einer Decke steckt (was niemals beweisbar ist).

Die einzige Moeglichkeit dies zu verhindern, ist, jedes Posting von den Mods erst einzeln freischalten zu lassen.

Bitte senden Sie Ihre Kommentare an Rolf Schaelike
Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 11.04.06
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