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Rolf Schälike - Zeitzeuge

Der deutschrussischer Häuslebauer - Rolf Schälike - 29.02.2004

Er wohnte mit Frau und Kind in Winsen, unweit von Hamburg.

Was er nicht wusste, war die Besonderheit von Winsen. Es sollte ausländerfrei bleiben. Natürlich alles gesetzlich, wie es sich in einem Rechtsstaat geziehmt.

Er ist Deutscher, kommt aus dem Kasachstan. Damit ist er Deutschrusse, eigentlich Russe.

In Kasachstan war er Handwerker und Mähdrescherfahrer, besaß einen angesehenen Beruf und immer Arbeit. Er hatte ein Haus. Alle aus seiner Familie hatten ihr Haus.
Aber ... .

Als Aussiedler erhielt er in Winsen 60.000,00 DM zum Bau eines Hauses.
Das Haus konnte er selber errichten. Geld für Handwerker und Bauarbeiter brauchte nicht ausgegeben zu werden.
Verwandte und Freunde halfen, wie er auch diesen selber half.
Als Kraftfahrer hatte er Arbeit.
Seine Frau arbeitete als Krankenschwester.
Sie war ja bereit, billiger zu arbeiten als die anderen Krankenschwestern in Winsen.
Brauchte keine Angst zu haben, ohne Arbeit zu bleiben.

Also keine Problem, ein Grundstück zu kaufen und bei der Bank Kredit aufzunhemen.

Nach 1 Jahr konnte man schon in dem halb errichteten Haus wohnen. Man war ja in Kasachstan an einiges gewohnt. Jetzt konnte auch noch die Miete konnte gespart und mehr Geld in das Haus gesteckt werden.

Wenn es nur nicht die feindlichen Deutschen mit deren unverständlichen Gesetzen gäbe.

Das Hausgrundstück lag direkt an einer ruhigen Straße, einer Sackgasse.
Hinter dem Grundstück gab es schon ein Haus. In diesem wohnte ein richtiger Deutscher mit seiner Familie mit einen schönen Blick in die Landschaft, der durch den neuen Häuslebauer nun gründlich versaut wurde.

Dem richtigen Deutschen gefiel das natürlich nicht. Eine Beschwerde folgte der anderen. Der deutschrussische Häuslebauer musste sich schon bei der Baugenehmigung mit den unverständliochen Beschwerden des Nachbarn rumschlagen.
Immer neue Anträge und Beweise mussten gestellt und auch eine Menge von Auflagen und Verfügungen befolgt werden.

Die meisten Schwierigkeiten bereitete ihm das, wie er meinte, angebliche Recht des Nachbarn, durch  sein Grundstück zum eigenen Haus fahren zu dürfen.
Warum eigentlich? Der Häuslebauer hat ja gutes Geld für sein Grundstück und Haus bezahlt und auch ordentlich alle notwendigen, und wie er meinte, zum großen Teil unnötige, Genehmigungen erhalten.
"Was ist das für ein komisches Wegegesetzt. Das Grundstückgehört doch mit. Was haben darauf andere zu suchen?", dachte der Häuslebauer.

Viele male musste der Häuslebauer  Baumaterial von seinem Grundstück, welches er auf dem Weg lagerte, schleunigst wegräumen und noch dazu dafür Strafe zahlen.
Das setzte der böse Nachbar immer wieder sehr schnell mit polizeilicher Hilfe durch.
Am schlimmsten war aber der kostspielige Umbau der Regenrinne, die mit ihren 15 cm genau über dem Wegerand runter hing, denn das Haus grenzte mm-genau am Wege.

Anstelle all seine Kraft und das schwer verdiente Geld sowie die freie Zeit in den Bau des Hauses zu stecken, musste sehr viele Türen bei den Behörden, Gerichten und der Polizei, die immer wieder vom Nachbarn herangezogen wurden, geöffnet werden.

Die Ehefrau des Nachbarn machte da mit.
Deren Gehässigkeiten führten sogar einmal zu scheinbaren Handgreiflichkeiten, zu denen die Polizei, zwar unnötigerweise, aber immerhin vom Nachbarn geholt wurde. Ob das eine ausgemachte Provokation war, ist nie untersucht worden.

Nach 4 Jahren hat es dem Häuslebauer gereicht.
Er fühlte sich wieder mal provoziert und bedrohte den Nachbarn mit dem Beil, in der Hoffnung, der lässten den Häuslebauer nun nun Ruhe.
Der böse Nachbar rettete sich nur dank seiner besseren Sportlichkeit durch schnelleres Wegrennen, immer nach hinten schauend und das Beil genau 1 m hinter sich lassend.

Nachdem er diese tödlichen Gefahren entronnen war und seiner Frau berichten konnte - der Nachbar konnte sein Haus ja auch anders erreichen -, ging der Böse lebensmutig in den nächsten 15 Minuten auf dem ihm dem Wegegesetz nach zustehenden Weg ordentlich nach Hause, um es dem mörderlichen Nachbarn zu zeigen. Nicht Neues passierte.

Dann wurde die Polizei geholt und im Haus wurde das Totschlag-Werkzeug, das Zimmermannsbeil, sichergestellt. Der Häuslebauer wurde mitgenommen.

Vor dem Amtsgericht wurde auf mögliche Unzerechnungsfähigkeit plädiert. Der Häuslebauer kam sofort aus dem Gericht in die Psychiatrie. Teure und zeitaufwendige ärztliche Untersuchungen folgten.

Das Haus konnte nicht weiter gebaut werden. Der Bankkredit konnten nicht getilgt werden. Die 60.000,00 DM und die 4 Jahre Arbeit - alles war pfusch.

Deutschland hat mit Steuergeldern und unbezahlter Arbeit von 4 Jahren ein fast fertiges Haus erhalten.

Die Gewinner waren die Bank und der neue Hauskäufer, bestimmt ein richtiger Deutscher, vielleicht sogar der böse Nachbar. Nun hat er vielleicht zwei Häuser.

Und all das nur deswegen, weil die Drohung - obwohl von biederen Nachbarn offensichtlich selber anders eingeschätzt - vom Gericht als eine wahre Bedrohung eingestuft wurde.

Winsen hatte einen Ausländer, einen Deutschen weniger.

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Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 29.02.04
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