Rolf
Schälike Der Heimatlose
- ein junger Deutschrusse in Deutschland -
Rolf Schälike -
29.02.2004 Sein Vater ist
Aussiedler.
Für die Deutschen ist er Russe, für die Russen
eine Deutscher, für die Kasachen eine Fremdarbeits-Deserteur.
Vor mehr als 200
Jahren entschieden sich seine Vorfahren der Armut in Deutschland
ausweichend, nicht, wie die anderen, nach Amerika zu segeln, sondern dem
Ruf des russischen Zaren zu folgen.
Sie siedelten nach Russland um.
1941 wurde sein Vater, wie fast alle Deutschen in Russland, aus seinem
Heimatgebiet nach Kasachstan verfrachtet. Viele seiner Verwandten kamen in
den sowjetischen Arbeitslagern um. Sein Vater wurde zum Menschen zweiter
Klasse. Zu Hause wurde nicht mehr Deutsch gesprochen. Der Sohn
sprach nur noch Russisch.
Das alles wurde in
der Familie nie überwunden.
Sein Vater verließ
Ende der 90er sein Haus und Hof, gab die Arbeit und seinen Bekanntenkreis
auf, um nach Deutschland, die Heimat seiner Vorfahren zu ziehen.
Die Zukunft war ungewiss, obwohl Deutschland ihn zurückrief und
Unterstützung versprach und auch leistete.
Seinen Kindern
sagte der Vater:
"Wir sind Deutsche, auch hier in Kasachstan,
wir bewahren unseren Glauben, unsere Traditionen,
wir singen unsere deutschen Volkslieder,
wir werden nach wie vor als Deutsche hier verfolgt.
Um als Deutsche zu leben, müssen wir zurück in unsere Heimat.
Meine Zukunft ist ungewiss, mir geht es um eure Zukunft, um die Zukunft
meiner Kinder.
In Deutschland habt ihr die besseren Bildungsmöglichkeiten."
Trotz den
Schwierigkeiten, die das neue Leben in Deutschland mit sich bringen würde,
zog sein Vater seiner Kinder wegen nach Deutschland.
Erst in
Deutschland stellte sein Vater sehr bald fest,
dass er fast kein
Deutsch mehr konnte
und das wenige, was er noch konnte, war zum großen Teil veraltet,
dass seine Ausbildung ihm in Deutschland nichts nutzte,
dass trotz der Pflege des deutschen Brauchtums, seine Mentalität sehr
russisch geprägt war.
Seinem Sohn fiel es
schwer, eine Arbeitsstelle zu finden.
Das Berufszeugnis aus Kasachstan wurde in Deutschland nicht anerkannt.
Eine Umschulung wurde notwendig.
Aber auch diese half nicht.
Die Heimkehr erwies
sich als sehr schmerzhaft.
Die deutschen Deutschen sind meistens sehr reserviert und akzeptierten die
Aussiedler nicht.
Unter den Jugendlichen gelten die Kinder als Feinde, als Ausländer.
Für die meisten deutschen Deutsche sind die Deutschrussen einfach Russen.
Sie haben keine
Heimat.
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Rolf Schälike
Dieses
Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 29.02.04
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